Die Akkus für den Bundesparteitag laden

Zahlreiche Piraten schreiben wohl in den nächsten Tagen über den Bundesparteitag in Bremen. Ich sehe die Bedeutung bereits Ladekabeln belegen. Sie werden das Event im Norden in allen Variationen und emotionalen Schattierungen aufladen, einordnen, einnorden, abladen. Da der stolze Pirat an sich eher kein Vereinsmeier ist, rechne ich mit zahlreichen spontanen Distanzierungen. Der durch die Umbrüche Verunsicherte wird sein Heil in der Zynik, dem Sarkasmus, dem Twitterrant der Philippika suchen und weiß sich damit bei uns nicht allein. Gemeinsam sind wir schwach, könnte einer der Slogans für hunderte Piraten auf einem Haufen sein. Wie ihr seht: Auch ich bin mitten drin.

Trotzdem hat der Parteitag für mich diesmal eine ganz andere Perspektive, denn ich werde dort die konstruktive Seite einnehmen und bin nicht zu meiner eigenen de Sade/Masoch-Show vor Ort. Ich werde vor Ort lächeln und nicht die Stirn runzeln, denn ich mache diesmal „Presselotse“ im Pressezentrum. Ob es nun die pinken T-Shirts geworden sind, weiß ich nicht. Ich sehe diesem Event zumindest mit einer gewissen Gelassenheit entgegen. Die Sorge um die Partei ist Alltag als Vorstand und ich habe nicht vor, mich pubertär bedeutungsschwanger als leidendes Subjekt innerhalb einer Basisveranstaltung zu geben, in der jeder Altpirat für sich das Gefühl zum Ausdruck bringen muss, er selbst hätte alles was kommt persönlich verhindern können. Dafür sind wir als Partei viel zu groß geworden, liebe Altvorderen. Dafür bin ich vom Geist her viel zu alt – auch wenn mir das zum Glück nicht ins Gesicht geschrieben steht.

Trotzdem hoffe ich als Fan guter Rhetorik und rednerischer Auseinandersetzungen natürlich auf mitreißende Auftritte und etwas emotional rückgebundene Politik. Ich wünsche mir durchaus etwas Verbindendes von einer solch großen Zusammenkunft von Piraten. Wir waren trotz der missmutigen Freisprechanlagen in unseren Reihen immer eine sehr normative Partei, die den Sollzustand dieser Welt nicht aus den Augen verliert und diesen regelmäßig in nachvollziehbare, innovative Worte und Projekte fassen konnte. Das werden wir auch immer sein. Die Kandidatenvorstellungen für den neuen Vorstand werden hier mein persönliches Popcorn, denn ich kenne bereits alle Wendungen und bin gespannt, wer mich dort trotzdem rhetorisch überraschen kann.

Auch ein rein technokratischer Arbeitsparteitag mit nüchtern sachlicher Basisbeteiligung wäre natürlich ein interessantes Signal an die aufgeregte Welt. Der aufgeladenen Bedeutung eines solchen Events werden wir jedoch nicht entkommen, Freunde. Wir sollten dies nicht ignorieren, sondern die Vorlage nutzen.

Und sei es schlicht, um die Energie unserer Mitglieder und auch die der Presse nicht zu verschwenden. Wir wollen ja, dass sie alle wiederkommen, oder?

Dieses sicher zu stellen, ist zumindest mein Job am Wochenende.

Wir sehen uns dann in Bochum.